Dienstag, 9. Dezember 2008

Abschiednehmen

Am letzten Wochenende sind wir an die Küste gefahren, wo wir in einem State Park übernachtet haben, um uns von einigen Orten und natürlich voneinander zu verabschieden. Mit Barbeque, Lagerfeuer und ziemlich viel Regen (der aber nicht sonderlich störte). Ein wenig wehmütig wird man da schon, auch wenn ich mich im Moment doch sehr auf zuhause freue und besonders auf den noch anstehenden Urlaub. Leider ohne Bilder, da ich die Kamera lieber 'zuhause' gelassen habe (wegen der Sicherheit im State Park, obwohl sich die Befürchtungen als unbegründet herausgestellt haben).

Außerdem hat mir der Ausflug einen lang gehegten Oregon-Traum erfüllt: Waschbären :) Und zwar sehr lebendige.
Waschbären tragen die gleichen Räubergene in sich wie chipmunks und sind wie diese die Plage der Naturparks. Ebenso niedlich wie diese, ebenso wenig menschenscheu und dreist. Nur viel größer. Und in Rudeln auftretend. Wenn man einem Waschbär, der sich gerade über die eigenen Vorräte hermachen will, Aug in Aug gegenüber steht und seine einzige Reaktion auf Touristen ist, sich auf die Hinterpfoten aufzurichten und giftig zu gucken, dann ist das nicht nur sehr süß, sondern einem wird auch bewusst, dass ein Waschbär trotz allem in erster Linie ein Raubtier ist. Das uns nur nicht angreift und frisst, weil Menschen zu groß sind.
Nachts haben wir sie dann schreien gehört, als sie um unsere Hinterlassenschaften kämpften. Zwar hatten wir das meiste weggeräumt, aber die ganzen Bierflaschen usw., das war alles gnadenlos untersucht und dabei verwüstet worden. Das Ganze sah am nächsten Morgen nach einem Schlachtfeld aus. Trotzdem: so possierliche und hübsche Tiere :)

Noch ein paar Weihnachtsbilder, die ich auch leider nur beschreiben kann.

Nämlich: eine sehr US-amerikanische Krippenerfahrung.
Wir dachten, Krippen kämen aus dem Erzgebirge und repräsentieren neben christlichen Werten solides und besinnliches Kunsthandwerk? Wir verweichlichten Kultursnobs von gestern. Krippen sind schließlich auch im 21. Jahrhundert angekommen. In einigen Ländern mehr, in anderen weniger. Aber kommen wir zur Sache.
Die erste adventliche Erscheinung (oder besser: Erleuchtung) hatte ich auf dem Walmarkt-Parkplatz. Ein Arrangement von mannshohen, sanft glühenden (da von innen beleuchteten) Krippenfiguren. Schön artig in Szene gesetzt in einem ebenfalls festlich beleuchteten Wagen, der nicht von ungefähr an eine fahrbare Pommesbude, die sich vorne aufklappen lässt, erinnerte. Oder an Schaustellerbüdchen auf der Kirmes. Und natürlich sah das Christuskind aus wie eine Babypuppe. Nur halt mit Innenbeleuchtung.
Entgegen aller guten Vorsätze wenig dazu geeignet, auf einem tristen und verregneten Parkplatz Adventsstimmung zu schaffen.
Ich dachte ja schon, diese Vorstellung sei nicht zu überbieten. Zumindest so lange, bis wir auf dem Rückweg am Straßenrand die aufblasbare Wasserball-Version der Heiligen Familie gesehen haben. Das war keine Parodie, sondern ernst gemeint. Sollte ich jemals ein prima Beispiel für Dekonstruktivismus benötigen, ich weiß nun, wo ich es finden kann.

Übrigens hat mir jemand erzählt, er plane, nach dem nächsten Semester, im Wagen von der West- zur Ostküste zu fahren. Das ist so super, das würde ich auch so gerne machen (im Paralleluniversum, wo ich mehr Zeit und Geld habe). Das ist doch wirklich der Amerikanische Traum zum Anfassen. Auch wenn es vermutlich im Mittleren Westen eher ein Alptraum der Langeweile wird. Dazu braucht man nicht einmal alle guten roadmovies geguckt oder Jack Kerouac gelesen zu haben (letzteres habe ich ja jetzt endlich mal gemacht).

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