Dienstag, 30. September 2008

Chasing Dragons at Crater Lake

Legenden zufolge leben am Crater Lake noch Drachen, die auf Wizard's Island wohnen. Gesehen habe ich zwar keinen, aber eine Menge Drachenskelette. Es ist nicht schwer, aus der Masse an Drachenskeletten zu schlussfolgern, dass es, auch wenn mir nicht vergönnt gewesen ist, welche zu sehen, Drachen existieren müssen.

Aber der Reihe nach:

Am Samstag sind wir in aller Frühe aufgebrochen, einen sehr, sehr langen Weg vor uns. Und zwar erst einmal die inzwischen bekannte Interstate 5 runter. Und runter. Und runter. Zwar wurde ich sehr gut unterhalten, aber nach stundenlangem Breitgesessenwerden verliert irgendwann auch der geduldigste Hintern seinen Sinn für Humor.

Zum Glück wurden wir nach einigen Stunden mit einer Coffeebreak und einem schönen Fluss belohnt. An dem sich übrigens gerade ein Angler niederließ (Jeep parken, Angel raus, direkt an der Straße, find ich immer wieder lustig, so kurz und schmerzlos). Und diverse internationale Studenten, das Motiv dürfte also schon überall im Netz zu finden sein.

Sind wir schon da?


Wir passierten dann mehrere Waldbrände, die laut Straßenschildern ganz "natürlich" waren, aber trotzdem recht bedrückend aussahen. Nachdem unsere Straße stellenweise recht zugeraucht gewesen ist und ich unseren Campingsausflug schon gefährdet glaubte, klärte sich aber der Himmel und der Horizont etwas und wir kamen dann in die vulkanischen Gebiete.

Wie der Name schon sagt, ist Crater Lake ein Vulkansee. Er liegt also in einer Landschaft, die mit Asche und vulkanischem Geröll bedeckt ist und ansonsten bis auf ein paar gespenstisch weiße, von der Sonne ausgebleichte, laublose Bäume (hmm...Drachenskelette) und wenige tapfere Nadelgestrüppse recht nackig ist. Vermutlich sind hier auch schon Fantasy-Filme gedreht worden. Ohne den gleißenden Sommersonnenschein, den wir glücklicherweise hatten, sähe es ein wenig aus wie Mordor oder eine Mondlandschaft (mit Sträuchern. Hust.).

Die Wüsten im Osten, die ich vermutlich nicht mehr sehen werde, stelle ich mir ähnlich grau, staubig und leer vor. Wenn man sich ein wenig rollendes Gebüsch, Ennio Morricone und eine schlagende Tür vorstellt, kommt das dem Ganzen doch schon recht nahe, oder?

Staub



Der Kratersee mit der Insel des Zauberers bietet dann eine Farbkulisse, die zwar nicht besonders abwechslungsreich ist (Grau- und Blautöne), aber in ihrer Intensität überwältigend. Das Wasser ist so klar und blau, dass sich die umliegenden Kraterränder so exakt und scharf in der Wasserfläche spiegeln, dass man es für einen Photoshop-Trick halten könnte.

Am ersten Tag war es allerdings direkt über dem See noch etwas diesig


Nachdem wir dann den Campingplatz in Besitz genommen und Bekanntschaft mit den ersten chipmunks gemacht hatten (dazu weiter unten mehr), Zelte aufgebaut und gevespert, sind wir zu der erste Wanderung aufgebrochen, auf den Grad eines naheliegenden Berges, von dem man einen grandiosen Ausblick auf den See hatte, der aussah wie ein Spiegel. Gerade oben angekommen, begrüßte uns ein dramatischer Sonnenuntergang.

Die Wanderung selbst war steil und staubig, entlang an rutschendem Geröll und Drachenskeletten. Oben gab es nur einen Weg auf dem Kamm, rechts und links rutschiges Geröll. Nichts für Höhenphobiker wie mich. Aber der Ausblick war einfach grandios:

Der Blick von den Vans an der Straße zu unserem Ziel hinauf:


Auf halber Strecke, ich musste die ganze Zeit an meine bergwandernden Eltern denken, die sich wesentlich tapferer schlagen als ich Memme, die nach 10 Minuten schon ans Aufgeben gedacht hat. Aber meine Eltern sind ja auch geübte Wanderer. Ich nur Studentin.

Hier im Bild übrigens ein Drachenskelett, könnt ihr es entdecken?


Endlich fast oben. Ausblick ins Tal, ganz klein übrigens unsere Vans.


Der versprochene dramatische Sonnenuntergang


Am Abend dann Lagerfeuer, Lagerfeuergeschichten, Lagerfeuerwitze und leider auch Lagerfeueralkohol. Sehr schön *g* Fotos davon gibt es aber aus Privatschutzgründen nicht, ich habe mir ja vorgenommen, hier keine Personenfotos zu veröffentlichen.
Am nächsten Tag gab es nicht nur einen elenden Kater, sondern auch:

einen klaren Sommersonnentag ohne Nebel über dem See




Und es gab noch mehr Drachenskelette zu bewundern:


Nach dem zweiten Hike zum Crater Lake sind wir dann aufgebrochen, haben in einem mexikanischen Restaurant gegessen und sind spätabends verstaubt, dreckig, übermüdet wieder an der Uni angekommen.

Nachtrag:

Hummer, poliert


Und nun endlich zu den chipmunks, für Mephi und alle anderen Tierliebhaber:

Die sind so rotzfrech und verfressen, das gibt es nicht. Dreist. Rücksichtslos. Stumpf. Kaum beginnt man, die Vans zu entladen, stürzt auch schon das erste Räubertierchen hervor und nimmt systematisch die Rucksack- und Schlafsackberge unter die Lupe. Ist doch egal, wenn da laute Riesen herumpoltern. Die sind eh nicht so tough wie ein chipmunk und ihre Abwehr versagt völlig gegen die chipmunk-Geheimwaffe "supercuteness". Anstatt es also mit den Plagegeistern aufzunehmen, sind Menschen nur noch in der Lage, hysterische Quiekgeräusche von sich zu geben und die dreisten Diebe zu fotografieren.

Das ist es also, was Touristen nach einem Campingtrip zurücklassen:

Glückliche, adipöse chipmunks




(haha, ich habe das Quieken schon gehört ;))

Pazifik-Nachschlag

Da sind mir doch glatt ein paar Strandbilder verloren gegangen, vom Cape Kiwanda.
Das soll hier nachgeholt werden, vor allem, um den Ausmaß der Riesendünen etwas zu verdeutlichen, deswegen auch übertrieben groß:


Dienstag, 23. September 2008

Road Trip

Und zwar einmal die Pazifikküste rauf bis Cannon Beach und einmal runter bis kurz vor Florence, zur Seelöwenhöhle. Die Ausbeute waren über 300 Fotos, aber die werde ich selbstverständlich nicht alle zeigen können.


Was sonst so auf dem Weg passiert ist:

- leckeren Kaffee getrunken, free refill (zumindest "Kaffee, der wie Kaffee schmeckt", nach der Plörre hier eine Wohltat)
- richtig gut gegessen (hausgemachte Fritten und Clam Chowder)
- festgestellt, dass Cannon Beach aussieht wie ein Touristenort an der Ostküste oder besser: Neuengland, treffenderweise mit wunderschönen blauen Hortensien, die jetzt im Profilbild meine Lieblingsblüten vorführen
- auch wenn es in Salem furchtbar nieselig und grieselig und grau ist, reißt die Wolkendecke auf, sobald man am Pazifik steht, und die lange (aber nicht langweilige) Fahrt wird belohnt mit sehr viel Sommerwetter, sozusagen als i-Tüpfelchen auf der ohnehin überwältigenden Landschaft
- wenn man erst einmal gelernt hat, dass die Bremse dort ist, wo es sonst eine Kupplung gibt, versucht man nicht mehr, den Gang zu wechseln (kleiner Tipp: ein 4-stimmiger Frauenaufschrei ist ein sehr guter negativer Verstärker)
- in den USA sind die Verkehrszeichen wirklich auf die notwendigen beschränkt, sehr positiv, und die extreme Geschwindigkeitsbegrenzung empfinde ich als sehr angenehm, auch wenn ich damit vermutlich allein auf weiter Touristenflur stehe
- meinen ersten Waschbären gesehen :( Und andere verendete Tiere auf der Straße. So viele. Ich weiß nicht, ob es einfach daran liegt, dass es hier mehr Wildtiere gibt als zuhause. Nicht schön. Am Samstag, abends auf dem Rückweg, hätte ich selbst fast eine Katze überrollt - Horror. Zum Glück hat die sich noch in Sicherheit bringen können, sonst säße ich jetzt im siebten Kreis der Hölle, bei den Kinderquälern und Kätzchenkillern.
- in der Seelöwenhöhle gab es gar keine Seelöwen, aber wir haben sie draußen im Meer schwimmen sehen - und brüllen (und dafür, dass es laut Plakat die größte Seehöhle sein soll... naja)
- jede Menge Kormorane erlebt, Rehe (lebendige!) und schlanke Kühe (aus denen vermutlich trotzdem irgendwann fettige Burger werden)
- viel fischige Meeresluft geatmet, die immer noch nicht so salzig schmeckt wie die an der Nordsee





Der Norden

Auf dem Weg nach Cape Kiwanda


Cape Kiwanda

(Beweis: ich war doch in der Wüste ;))


(direkt um die Ecke: eine Piratenplunderhöhle, in der das Wasser so laut gegen die Höhlenwände schlägt, dass es donnert wie Kanonenschüsse)

Cannon Beach mit dem berühmten Haystack Rock






Der Süden

Auf dem Weg nach Florence






Sea Lion Caves & Hecata Head Lighthouse (kurz vor Florence)



Ein Blick aus der seelöwenlosen Seelöwenhöhle heraus. Dank eines eigenmächtigen Eingriffs meiner Kamera fast ohne Möwenkacke; einfach wegzensiert (peinlich, wenn die eigene Kamera mehr Stilbewusstsein hat als man selbst!).



Newport

(ansonsten ziemlich hässlich, aber die Häuser am Strand waren sehr schön - leider war da die Kamera schon voll *g*; aber mit einem tollen Strand)




Und wo wir schon bei den stereotypen Touristenbildern sind:



(das musste mal gesagt werden...!)

Dienstag, 16. September 2008

Nächstes Wochenende wird hektisch

Ich habe gerade meinen ersten amerikanischen Mietwagen angemietet :D Damit werden wir in wechselnder Belegschaft am nächsten Wochenende Oregon unsicher machen. Fest geplant sind am Freitag Woodburn (besagte outlet stores, von Nike über Calvin Klein bis Banana Republic und GAP, meine Favouriten), am Samstag Cannon Beach und Tillamook, zwei weitere Postkartenmotiv-Kleinode nördlich von Portland.
Am Sonntag evtl. die Seelöwenhöhle bei Florence - oder aber Eugene. Mal schauen. In die Wüste werden wir es wohl leider nicht schaffen, da das 5-6 Stunden Fahrt sind, die ich alleine bestreiten müsste, da ich die einzige über 24 bin und man als jüngerer Fahrer sehr viel Aufpreis bezahlen muss. Also - no way :(
Die anderen Ziele sind so 3 Stunden weit gelegen, das ist gut zu schaffen. Das Blöde ist, wenn Stefan im Dezember kommt und man etwas ungebundener ist (und sich außerdem am Steuer abwechseln kann), da sind die Wege in die Wüste zum Teil gefährlich und die Strecke bis zu der von mir angeträumten Geisterstadt Silver City (also eine der im letzten Jahrhundert verlassenen Städtchen und Dörfchen, quasi Freilichtmuseen ohne Museumsführer *g*) ist dann nicht mehr passierbar. Schade.
Aber hier gibt es ja noch genug anderes zu sehen und vielleicht schaffen wir es zumindest mal in California in die Wüste, wir zwei ;)

Und in zwei Wochen fahren wir mit einer größeren Gruppe auf eigene Faust an den Kratersee, inklusive Zelten (oder eine dieser kuscheligen Holzhütten).

Zufriedenes Katzenkind, heute :)

Montag, 15. September 2008

Portland

Gestern waren wir also in Portland – viel erwartet und nicht enttäuscht worden. Gerade nach der Kleinstadterfahrung Salem erscheint Portland fast als mondäne Großstadt. Die sich bei 26°C und Sommerhimmel dann auch im besten Licht präsentiert hat. Zumal die wunderschönen Gebäude typischerweise aus cremeweißen, lasierten Ziegeln sind oder zumindest so aussehen. Portland strahlte also wie ein 80er-Jahre-Schleiflack-Schlafzimmer mit Südfenster. Richtig prima.

Zunächst waren wir auf dem Portland Old Town Saturday Market. „Old Town“, gemessen an europäischen Verhältnissen, ist zwar erst einmal nicht wirklich alt, aber es erinnerte angenehm an Camden Town, nur in der amerikanischen Version. Der Markt war eine Mischung aus einem Hippiemarkt mit vielen subkulturellen Menschen, alles etwas heruntergekommen, aber das mag ich ja ab und an sehr gerne. Ansonsten gab es grelle Batikklamotten (an denen erkennt man übrigens, welche Studenten in diesem Semester schon in Portland waren *g*), billigen, in Asien massenproduzierten Hippie- und Gothicfummel, Anhänger mit Insekten in Gussharz (ärgere mich immer noch, keinen gekauft zu haben, die hatten chinesische Spinnen und richtig fette Käfer, winzige, zarte Krabben und so weiter – so etwas wäre etwas für meine Morbiditätensammlung), Fressbuden, denen ich nicht genug vertraut habe, um dort etwas zu essen, und halt so das, was man auch in Camden Town geboten bekommt (bzw. geboten bekommen hat). Hat sehr europäisch angemutet, alles in allem.

Der zweite Teil, und zwar der traditionellere, war superspannend und uramerikanisch. Viele hausgemachte Kreativsachen, von bieder-plüschig bis schrecklich innovativ, von selbstgemalten Fantasy-Bilder, die bei jedem Kunstpädagogen einen frühzeitigen Herzstillstand hervorgerufen hätten (denkt ihr: Sonnenuntergänge, Pferde mit wehender Mähne, Delphine, Mondschein und das ganze in der Farbpalette rosa-pink-lila-blau? – Dann liegt ihr goldrichtig…), bis hin zu wunderschönen Ständen, die ich am liebsten komplett abgeweidet hätte.

Sachen, denen man förmlich angesehen hat, dass sie jemand in seinem Hinterhof (oder auf seiner front porch sitzend) zusammengebastelt hat, eine gute Idee gehabt und umgesetzt. Do-it-yourself ist ja ursprünglich eine aus den USA kommende Bewegung, auch wenn das leider die amerikaphoben deutschen Grufties nie wissen oder ableugnen.

Allein, wenn man die Kunstwerke und ihre Verkäufer sieht, sieht man schon eine ganze Geschichte: da gab es feine Inlett-Arbeiten mit Kolibris, Jugendstildamen und zierlichen Bäumchen auf Döschen und Spiegeln, Sägen, die in Türschilder mit ausgefrästen Schlechte-Laune-Sprüchen verwandelt worden waren und von tätowierten, kernigen Männern verkauft wurden, Patchwork-Arbeiten, Wachsbildgrußkarten mit esoterischen Sprüchen von alten Leuten, einem Kreiselstand mit buntlackiertem Holzspielzeug von einem asianamerican, eine komplette Patchwork-Hundeausstattung für Handtaschenhündchen, eine Tonpfeifenfrau, die melodische Pfeifen in Form von allen erdenklichen Tieren verkaufte, Schmuck aus Küchengerät von zwei Metallern, evtl. Vater und Sohn *g*… und und und. Man sah förmlich den Hinterhof* vor sich und den amerikanischen Durchschnittsbürger, der plötzlich beschloss, Künstler/in zu werden (das Konzept „Kunst“ ist hier ganz anders, sehr emanzipatorisch – jede/r kann und darf -, was zwar zu einigen gruseligen Ergebnissen führt und, bösen Zungen zufolge, mit dem Bild des US-Amis als Kunstbanausen Hand in Hand geht, aber eben auch zu einer Begeisterung für DIY und sehr viel kreativem Potential führt, das in den letzten Jahren ja auch immer mehr in Deutschland ankommen ist (noch einmal zum Mitschreiben: die USA ist nicht nur die oft angeprangerte Konsum-Nation – DIY und Handarbeit ist eben auch etwas uramerikanisches).

(*Dazu muss ich übrigens sagen, dass der typische amerikanische Kleinstadthinterhof, sofern man sich unterhalb des gehobenen Mittelstands befindet, in etwa so aussieht: ein kleines Holzhaus mit einer Mordsgarage, das in für Deutschland eher ungewöhnlichen Farben gestrichen ist, inmitten einer losen Ansammlung von… nennen wir es ruhig beim Namen: Schrott. Autoreifen, Gartengerät, ein Kaninchenfreilaufgehege, eine Riesenhundehütte, Kinderschaukel, altersmüde Gartenzwerge, die letzten vier Generationen nicht mehr geliebter Wasserbälle, die wie dreckige Kondome in der Hecke hängen… dazu dann manchmal wirklich so einen schwitzigen, Unterhemd tragenden, tätowierten Kerl, das finde ich immer sehr malerisch, so aus der Ferne, weil es genau zu den Filmen passt, die ich gern gucke. Dass das oft Leute sind, denen ich lieber aus dem Weg gehe und dass sich zwischen diesen Häusern auch schon mal penibelst gepflegte Häuschen mit Riesenflagge, rotweißblauen Blumenrabatten und republikanischen Wahlsprüchen im Fenster befinden, passt da ebenso ins Bild wie die Hausschilder, die früher einmal Sägen waren.).

2. Powell’s Bookstore.

Ein auf altmodisch machender Bücherladen von den Ausmaßen eines Walmarts. Allerdings aufgeteilt in unübersichtliche Räume mit deckenhohen Bücherregalen, die einem vorgaukeln wollen, man befände sich in einem kuscheligen Antikbücherladen („altmodisch“ ist nämlich auch so eine Sache, die Amis, glaube ich, sehr schön finden – und zwar hässlich altmodisch, gefällt mir größtenteils nur bedingt). Die einzelnen Räume oder Raumfluchten waren Farben zugeordnet („The Purple Room“, „The Blue Room“, usw.), diese dann wieder mehreren Themengebieten. Klingt ein bisschen wie Hogwarts, sollte es vermutlich auch. So englisch-nostalgisch. Klappte nicht ganz. Und auch die Qualität der angebotenen Bücher… zweifelhaft und für die Preise oft nicht angemessen, meist billigste Massenware. Aber die schiere Fülle an neuen und auch sehr vielen gebrauchten Büchern war einfach überwältigend. Jede/r Autor/in, der/die mir spontan eingefallen ist: vorhanden. Bekannte oder beliebte Werke in mehreren Editionen und Auflagen. Und brechendvoll wie Walmart am Sonntagnachmittag. Oder die Meyersche am 23.12. Da würden deutsche Buchläden blass vor Neid werden, wenn sie das sähen.

Und positiv aufgefallen ist mir mal wieder: wie viel Lyrik hier gelesen wird. Das gehört zum guten Ton, auch bei Studenten. Erst einmal hat Lyrik in der Schule und gerade an der Uni und den Colleges einen sehr viel höheren Stellenwert als bei uns. Außerdem lesen lesende Leute hier eben auch mal eben Gedichte. Das bringt mich immer wieder aus der Fassung und berührt mich. Selbst in kleineren Buchhandlungen ist die Gedichtbandecke bemerkenswert. Hier in Deutschland sind das ja maximal zwei schmale Regale mit kostbar-teuren Luxusausgaben der gängigen Klassiker, die man einem Bibliophilen unter den Tannenbaum legt (nebenbei bemerkt, gefallen mir diese Luxusausgaben aber besser als diese etwas schäbigen Buchausgaben hier – selbst Nietzsche kommt in Pop Art-Farben daher, hinter denen man alles, nur keine Philosophie vermutet; ganz schlimm sind die pseudoantiken Ausgaben mit Plastikeinband *g*). Und hier finden sich auch wenig bekannte Autor/innen, Poetry Slams, Street Art, lebendige Popkultur.

3. Pioneer Square.

Das ist so ein Treffpunkt für das übliche alternative, hippe oder einfach ganz normale Publikum, das dort auf den Stufen eines einem antiken Theaters nachempfundenen Platzes sitzt und die Nase in die Sonne hält, seltsame Reden mit Bibel in der Hand schwingt, einen schnellen Lunchsnack zu sich nimmt, schlecht schmeckenden amerikanischen Kaffee trinkt, Zeitung liest, Fußball spielt, Klamotten herzeigt oder mal eben seine Ratte in einer leeren Waschpulverbox spazieren trägt (naja). Auf so Plätzen kann man sich vermutlich an jedem Ort der Welt stundenlang aufhalten, ohne sich zu langweilen *g*

Rätselhaft: was finden nur alle an diesen kleinen Hündchen? Dauernd sehe ich hier Hunde, aber die meisten davon im Handtäschchenformat. Und die werden immer winziger. Nicht wenige in der individualisierten Version mit grellen Accessoires oder zumindest einem maßstabgerechten Bandanatuch um den Hals. Einerseits sinnvoll (große Hunde in der Großstadt = große Verantwortungslosigkeit), aber andererseits tun sie mir leid. Ich stelle mir vor, die Armen laufen einmal einem selbstbewussten Kungfu-Eichhörnchen über den Weg und haben das letzte Mal in ihr Katzenklo im 15.Stock gepieselt. Und heimlich träume ich von einer Minihund-Revolution. Wenn sie sich mit den Waschpulverbox-Ratten verbünden würden, hätten sie vielleicht sogar eine Chance.

Letzte Woche meinte noch ein anderer internationaler Student zu mir, Portland sei langweilig, nur zwei Straßen und nicht so dolle. Also, ich und meine kindliche Begeisterungsfähigkeit, wir beide wären am liebsten hier eingezogen. Ach, ich bin immer noch verliebt in Oregon und würde euch alle so gern hierher beamen, damit ihr das alles auch sehen könnt. Aber leider gibt es nicht einmal viele schöne Fotos (Wolkenkratzer und Hochhausschluchten machen schlechte Motive, besonders, wenn man in Eile ist). Beim nächsten Mal, versprochen ;)


Bilder. Darauf wartet ihr doch.


Ich bin mir immer noch nicht sicher, welche Geste diese anonyme Riesenhand dort macht. Je nach Perspektive sieht es auch jedesmal anders aus, von obszön bis "très bien!"


Eine Hauswandwerbung für "Old Town", das zwischen Szeneviertel und abgefuckt schwankt. Auf jeden Fall sehr nett, wenngleich nicht so charmant wie die bemalten, oft verwitterten Hauswandbilder in den kleinen Städten in Oregon


Der Saturday Market in Old Town, den ich oben beschrieben habe, der entgegen seines Namens aber angeblich auch sonntags stattfindet: ein wenig an deutsche MA-Märkte erinnernde Flagge mit schüchterner Taube.




Auch der Eingang zu dem sich unter der Überführung befindlichen Markts hatte etwas eindeutig Mittelaltermarktiges


Elefantöses Lieblingsbild. Sogar das Gerüst passt dazu und wirkt unter dem Einfluss fast Viktorianisch


Bondage-Baum vor Hotel. Vermutlich Kunst. Vielleicht aber auch nur ein als Öko-Aktivist getarnter Riesenkraken.


Passend zum Charakter der amerikanischen öffentlichen Toilette, die einen quasi zum Exhibitionismus zwingt (daumendicke Spalten an beiden Seiten der Tür): nein, das ist kein Hinweisschild, das auf einen Night club verweist.



Telefonitis. He, Stefan, erinnerst du dich noch an die Kunstausstellung in Hamburg ;)


Und hier: Powell's. Mekka, Lourdes, Powell's.

Wie immer, steht einem hier beim Fotoknipsen eine Straßenschlucht und mindestens 2,7 Straßenlaternen im Weg.


Es gibt sie aus in Amerika. Allerdings geht die amerikanische Burda etwas nach.

Montag, 8. September 2008

Fotoloses

Und einfach aus dem LJ kopiert. Aber da ist ja leider nicht jeder und ich wollte niemanden benachteiligen ;) Also, diejenigen, die meinen Blog auf LJ lesen, können das hier getrost überspringen. Nichts neues, abgesehen davon, dass wir Internationals gestern nacht den heiligen Brauch der Universität vollzogen haben, der besagt, dass Geburtstagkinder, welche Jahreszeit, Außentemperatur, Kampfgeist es sei und gäbe, in den Fluss zu werfen seien. Zwar haben wir es nur bis zum Brunnen geschafft, aber wir sind ja auch ortsfremd und bezüglich der hiesigen Bräuche noch unsicher ;)

Gestern beim American Football Spiel-knipsen hatte ich die Speicherkarte nicht drin. Zut! Vermutlich hätte ich aber eh nur Männerpopos fotografiert. Das Spiel selbst ist halt die Light-Version von Rugby und sehr langatmig, da jeder "Spielzug" zwar brachial ist (schließlich geht es darum, den gegnerischen Ballbesitzer zu Boden zu werfen), aber sehr kurz (die meisten gehen nach 2 Millisekunden zu Boden). Und dann folgt wieder langes Aufstellen und "Anpfiff". Langweilig. Und dauernd wird das komplette Team gewechselt, so circa alle 5 Minuten (es stehen nämlich alle 90 anderen Spielern die ganze Zeit am Spielfeldrand und warten auf ihren Einsatz).
Aber die Fans waren lustig. Ich bin ja kein Sportguck-Freund und deswegen kenne ich diese Atmosphäre ja meistens nur vom Hörensagen.

Ansonsten Dinge, die mir aufgefallen sind:

- es ist hier so sauber. Niemand rotzt auf die Straße, keine Kaugummiflecken, kaum Müll, überall Riesenmülltonnen. Ich glaube, das werde ich in Deutschland vermissen. Obwohl das vermutlich auch nur so ist, weil Salem eine kleinere Stadt ist. Und sie echt harte Gesetze gegen Rumschmutzer haben. Find ich aber gut. Der Fluss, der über den Campus fließt (ähm, Flüsschen), der Brunnen vor meinem dorm, das ist alles supersauber. An der Uni Dortmund würde der im Müll ersticken nach einer Woche.

- Aber: hier wird so viel verschwendet. Durch die übergroßen Portionen kann oft alles gar nicht aufgegessen werden - Verschwendung. Alles wimmelt hier von Verpackungsmüll. Coffee-to-go find ich ja schon in Deutschland sündig (und beherrsche mich, so gut es geht), MacDonalds Drive-Through sowieso. Hier gibt es *alles* to go. Keine Zeit für das lunch in der Cafeteria? Just grab a to-go container and get your coffee, orange juice, salad, pizza, potatoe bake, veggie pasta to go. Am Eingang der Cafeterias ist ein ganzes Regal mit Pappkartönchen und -schälchen in allen Größen und Formen. Und es wird benutzt. Von Plastikbesteck ganz zu schweigen... sogar auf dem Barbecue-Privat-Event: nur Plastikbesteck (und die Gastgeberin fand es sogar Öko, dass sie die Plastikbecher wiederverwendete). Picknick, Barbecue, Essen im Garten - nimm das Plastikbesteck, das ist doch so praktisch... und nachts wird hier alles bewässert, damit der Himmelbett-Rasen so weich und wattig und federnd bleibt (auf dem kann man schlafen, so weich ist der...). Das ist zwar einerseits lustig und erfrischend (gestern nacht bin ich versentlich in einen Sprinkler geraten, der heimtückisch angegangen ist), andererseits eine Wasserverschwendung ohne gleichen.

- der Aufwand für die einzelnen Kurse ist so enorm hoch, das kann man sich gar nicht vorstellen. Das ganze Wochenende habe ich fast nur gelesen (auch für die deutschen Hausarbeiten) und es wird nicht weniger. Manche Leute sieht man nur in der Bibliothek. Bei uns daheim erkennt man an so einem Verhalten ja den nichtdeutschen Austauschstudenten *g*

- aber: Lernumgebungen gibt es hier total viele und tolle (z.B. kleine Studienkabinen und verschiedene Arten von Gruppenlernräumen etc.). Überall sitzen Studenten draußen bei dem schönen Wetter und lernen und lesen. Für mich sehr inspirierend, ich mag so Sachen.

- Man kann sich hier auch einfach alleine zum Lesen oder Arbeiten stundenlang in ein Café setzen, ohne doof angeguckt zu werden. In Deutschland ist das ja erst seit ein paar Jahren wieder in Mode. Hier ist das nicht antisozial, sondern cool *g*

- Am späten Nachmittag wird der Campus von kotze-fressenden Krähen (ja, mystische Raben, haha ;)) und Grauhörnchen in zwei Versionen überrannt (einmal mit puscheligen, buschigen Schwänzen und einmal mit dünnen Babykatzen-Schwänzchen, vielleicht ist das auch eine Alters- oder Geschlechterfrage). Sooo niedlich :)

- Nächste Woche hält Zizek, der Rauschebart-Philosoph und Lacan-Fan, einen kostenlosen Vortrag in Portland. Aber das Ticket kostet für eine Einzelperson 28$ hin und zurück. Und bis jetzt konnte ich noch niemanden begeistern, mitzukommen. Andererseits bin ich auch ein bisschen Kleinmädchen-Groupie, wenn ich Leute live sehe, von denen ich schon einmal Texte gelesen habe, die mich fasziniert haben.

- Montag öffnet das Schwimmbad. Hallelujah. Ansonsten nehme ich hier fleißig zu. Eine völlig neue Erfahrung. Zuhause futter ich ja dauernd - aber eben andere Sachen. Ich trink beispielsweise zuhause nur Wasser. Hier halt gerne Saft (Vitamine!). Und alles ist fettig (ich nehme ja schon vom Mensa-Essen an unserer Uni zu, weil die alles Veggie-Zeug immer mit Sahne und fettem Käse machen). Dafür esse ich jeden Tag zweimal Salat, der ist immer super. Nicht zu vergessen das 1%, das ich bei der Milch spare* *augenverdreh*

- Die Studis hier sind eigentlich gut angezogen, zu Parties verdammt sexy (man tanzt ja auch am liebsten Paarungstänze mit Sex nachahmenden Bewegungen - mit allen, die sich so anbieten), dass ich beim ersten Mal gedacht habe, hier hätten einige die Hose verloren. Komische Sache: die sind hier streng, was manche Dinge betrifft (21-Regel für Alkohol und Barbesuche - bei einer sehr schlechten Poolparty gestern gab es einen strikt getrennten Bereich für 21+-Leute mit Namensliste), bei anderen dann so locker. Aber definitiv keine Sportsachen, Pyjamas oder was ich sonst so gehört hatte. Nur FlipFlops, aber die trage ich jetzt auch, bei den Temperaturen geht es nicht ohne.

- Wetter nach wie vor so sommerlich warm und sonnig, dass ich denke, das bleibt jetzt immer so und wird niemals wieder kalt oder regnerisch.

* Im LJ habe ich mich seitenlang über das amerikanische Essen ausgelassen: Vollwert ist hier kein Vollkornbrot, sondern dunkles Toast (böse Menschen behaupten: gefärbt), so viel Fett und Zucker im Essen und in den Getränken - und dann sparen sie sich die paar Prozentchen Fett in der armen Milch. Nach einem langen frühstücklichen Kampf mit Fat Free Milk (= weißgefärbtes Wasser) habe ich die 2%-Milch entdeckt. Na, immerhin. Aber ob das ausreicht, um den restlichen Ernährungsplan auszugleichen? Ich bin mir da sehr unsicher.

Dienstag, 2. September 2008

Noch mehr Natur, die fürchterlich angibt

Silver Fall State Park (durch Draufklicken vergrößern!)


Grandpa Tree


Der erste Wasserfall, die hellen Pünktchen sind Menschen




Bei so viel Grandezza hat sich der zweite Wasserfall natürlich auch nicht lumpen lassen



Zwischen den beiden Wasserfällen war der Fluss etwas unbeschäftigt, aber ebenfalls sehr hübsch anzusehen




Noch einmal Depoe Bay, für Brrrritta, harrrr ;)


Und hier wohnt, na, ratet mal, wer